Das Kreuz eint die Christen
Kloster Kreuzberg/Würzburg (POW) - Gemeinsam sind rund 1000 evangelische und katholische Christen bei herrlichem Spätsommerwetter am Samstag, 19. September, zum Kreuzberg in der Rhön gepilgert. Zusammen mit Regionalbischof Christian Schmidt vom evangelischen Kirchenkreis Ansbach-Würzburg und Würzburgs Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zogen sie zur Kreuzigungsgruppe am Gipfel des Heiligen Bergs der Franken. Anschließend feierten sie einen ökumenischen Gottesdienst am Freialtar vor der Klosterkirche. „Das Kreuz eint uns Christen", unterstrichen beide Bischöfe. Die ökumenische Wallfahrt stand unter dem Motto: „Christen gemeinsam unter dem Kreuz - Im Kreuz ist Hoffnung."
Die Pilgergruppen waren in der Morgenfrühe an sechs verschiedenen Orten rund um den Kreuzberg aufgebrochen. Die Bischöfe begleiteten die Wallfahrer auf der letzten Etappe hoch zum 928 Meter hohen Kreuzberggipfel. Sichtlich begeistert zeigte sich der evangelische Regionalbischof. „Für mich war es die erste richtige große Wallfahrt meines Lebens. Da muss man erst 60 Jahre alt werden, um das zu erleben", sagte er in seiner Predigt unter dem Applaus der Pilger. Die Wallfahrt beschrieb Schmidt als ein sehr schönes Erlebnis: „Man schaut auf den Weg, man schaut auf das Ziel, der Blick wird weit. Man spürt seinen Körper, merkt seinen Atem. Man schaut weg von sich, von seinen Sorgen, man schaut auf das Kreuz." Außerdem bleibe man beim Wallfahren nicht für sich, sondern komme zu sich und aus sich heraus: „Man betet, kommt ins Gespräch mit Gott. Und ist nicht allein unterwegs, sondern eingebettet in eine große Gemeinschaft." Richtiges Wallfahren kann nach den Worten des Regionalbischofs ein Sinnbild für den Glauben der Kirchen und für das ökumenische Unterwegssein sein. „Wenn Martin Luther die Wallfahrt heute erlebt hätte, hätte er sie bestimmt auch als ein großartiges Symbol empfunden, das den Glauben stärken kann."
Bischof Hofmann nannte die gemeinsame Wallfahrt einen Gnadentag, den die Christen froh annehmen dürften. Gemeinsam sollten die Christen für das Kreuz als Zeichen des Heils einstehen und die Frucht des Kreuzes, die Liebe leben. Mit Blick auf das Motto der Wallfahrt bezeichnete der Bischof in seiner Predigt die Hoffnung als Grundelement des menschlichen Lebens. Doch bestehe auch für Christen die Gefahr, die Hoffnung zu verlieren. Bittere Lebenserfahrungen wie Krankheit, Tod, Verlust der Arbeit und des Selbstwertgefühls könnten auch Gläubige innerlich ins Schleudern bringen. Auf dem Lebensweg komme der Mensch nicht am Kreuz vorbei. Christen müssten Leid und Tod als Folge der Sünden der Menschheit begreifen. Dann führe ihr Weg zur Hoffnung, dass das Leben in den liebenden Händen Gottes geborgen und in Gottes Ewigkeit hineingenommen sei. Diese Hoffnung gebe Kraft, die Schwierigkeiten des Alltags auszuhalten und in Segen umzuwandeln. „Wir dürfen in eine Zukunft hinein gehen, die Gott ist. Alle unsere Sehnsüchte nach Liebe, Geborgenheit und Gerechtigkeit werden sich in Gott erfüllen."
Regionalbischof Schmidt betonte in seiner Predigt weiter, „auch als Kirchen bleiben wir im Glauben nicht stehen, sondern schreiten voran". Gott wolle die Angst nehmen und das Herz weit machen. Wer keine Angst, sondern Glauben habe, könne den anderen in den Blick nehmen und ihn als große Bereicherung für den Glauben erfahren. „Was verdanken wir als evangelische Christen für unseren Glauben nicht alles auch der katholischen Kirche! Ich nenne die Wallfahrt, wo der ganze Mensch eingebunden ist. Wir dürfen hier lernen, was uns früher ein Gräuel gewesen ist." Vor 50 Jahren sei eine ökumenische Wallfahrt undenkbar gewesen. Umgekehrt dürfe er auch sagen, dass evangelische Christen dankbar und glücklich seien, dass so viel von dem, was Martin Luther besonders wichtig war - die Hochschätzung der Heiligen Schrift für alle, die Volkssprache im Gottesdienst, der Laienkelch, das gemeinsame Priestertum aller Glaubenden -, dass das seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der katholischen Kirche ganz selbstverständlich sei. Wenn die Ökumene Frucht eines Glaubensweges sei, dann werde es gut mit ihr weitergehen. Angesichts des jüngsten Amoklaufs in Ansbach bat er schließlich darum, für Opfer und Täter zu beten.
Bei den Gebeten am Gipfelkreuz und am Freialtar stand besonders die Bitte um die Einheit der Christen im Mittelpunkt. Musikalisch gestalteten die Blaskapellen der einzelnen Wallfahrergruppen unter der Gesamtleitung von Edwin Schäfer gemeinsam die Andacht am Gipfelkreuz, die Posaunenchöre des evangelischen Dekanats Bad Neustadt unter Leitung von Thomas Riegler begleiteten die Gesänge beim ökumenischen Gottesdienst. Nach der Feier stärkten sich die Pilger im Kloster Kreuzberg, ehe sie wieder zu ihren Ausgangsorten zurückzogen.
Bernhard Schweßinger, Pressestelle des Ordinariates Würzburg (POW)